Rhythmisch-Musikalische Erziehung (RME)

 

               
        Wahrnehmen      
        und erleben      
               
  Hören, untersuchen            
  und notieren     Themen der     sich bewegen
        Jahrgangsstufen      
               
               
    Spielen und       Sprechen, singen  
    musizieren       und gebärden  

 

1. Wahrnehmen und erleben

Rhythmisch-musikalische Erziehung fördert die Wahrnehmung der personalen und gegenständlichen Umwelt sowie die Eigenwahrnehmung. Diese vollzieht sich durch bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Person, durch bewusste Wahrnehmung der Anderen, durch das Eingebundensein in räumliches und zeitliches Geschehen, durch das Sich-Erleben als ein Teil des Ganzen und durch die Auseinandersetzung mit der Gruppe. Neben visueller, auditiver und taktiler Wahrnehmungsförderung ist die Schulung des Vibrationssinns für hörgeschädigte Schüler von hoher Bedeutung.

Rhythmisch-musikalische Erziehung unterstützt die Persönlichkeitsentwicklung. Der Schüler erlebt sich in einem Spannungsfeld zwischen Selbstständigkeit und Anpassung. Innerhalb der Vorgaben und Gegebenheiten, denen er gerecht werden muss, erfährt er Möglichkeiten, sich zu bewegen, zu handeln, zu erfinden sowie zu entscheiden. Es gilt einen Ausgleich zwischen

vorgefundener Bedingung und eigener Möglichkeit zu finden. Damit übernimmt der Schüler Verantwortung für das Gelingen einer Aufgabe und gewinnt Selbstvertrauen, Selbstsicherheit, Handlungskompetenz so wie soziale Kompetenz.

 

2. Sich bewegen

In diesem Bereich findet die Bewegung als elementare Ausdrucksform des Körpers Berücksichtigung. Die Schüler entdecken und erweitern eigene Bewegungsmöglichkeiten, setzen diese kreativ ein und erfahren so Freude am Sich-Bewegen und Tanzen. Anliegen ist es, ein positives Körpergefühl zu fördern.

Mit einer Hörschädigung gehen oftmals Störungen im Gleichgewichtssinn sowie Beeinträchtigungen in der Motorik, in der Raum- und Zeitorientierung sowie in der Körpererfahrung einher. Quantitativ und qualitativ veränderte Bewegungserfahrungen beeinflussen Eigenwahrnehmung und bewegungsabhängige Erfolgserlebnisse. Bewegung und Tanz können Hemmungen abbauen, differenzierte Wahrnehmung und Motorik fördern sowie Körperbe­wusstsein und Selbstwertgefühl stärken.

Die Entwicklung von Körperbewusstsein eröffnet den Schülern neue Möglichkeiten der Kontaktaufnahme und Kommunikation im sozialen Bereich.

 

3. Sprechen, singen und gebärden

Im spielerischen Umgang mit rhythmischen Elementen erarbeiten die Schüler vielfältige Möglich­keiten, sich stimmlich, sprachlich, mit dem gesamten Körper und in Form von Gebärden auszudrücken und mitzuteilen. Ziel ist die Förderung der individuellen Ausdrucksfähigkeit durch Gesang, Mimik, Gestik, Pantomime, Körpersignalen und Gebärden sowie die Ausbildung einer angemessenen Sprech- und Singstimme. Einschränkungen ergeben sich aus dem unterschiedlichen Hör- und Sprachvermögen der Schüler. Es empfiehlt sich daher, z. B. Lieder mit geringem Tonumfang und kleinen Intervallsprüngen sowie kurze, aussagekräftige Texte auszuwählen, die dem sprachlichen Vermögen der Schüler angemessen sind.

Die Schüler erkennen die Grundfunktionen der Sprache beim Zuhören, beim Sprechen, Singen und bei Gestaltungsversuchen mit Mimik, Gestik, Pantomime, Körpersignalen und Gebärden. Diese vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten dienen der Kommunikationssicherung, indem sie Gefühle ansprechen, Stimmungen und Bedürfnisse vermitteln sowie zusätzliche Informationen über beabsichtigte Mitteilungen verschaffen.

 

4. Spielen und musizieren

Beim Spielen auf Instrumenten stehen das Klangerleben und die Freude am aktiven Musizieren im Vordergrund. Die Schüler erproben Instrumente zunächst spielerisch bevor Handhabung und Spieltechnik vermittelt werden. Das Instrumentalspiel gibt Anregungen zu vielfältiger und verschiedenartiger Wahrnehmung, fördert Körperbewusstsein und schult die Körperkoordination wie auch die Koordination im gemeinsamen Spiel mit anderen. Die Schüler prüfen und erweitern ihren Vibrationssinn und ihre individuellen Höreindrücke.

Die eingeschränkte musikalische Entwicklung hörgeschädigter Schüler bewirkt, dass diese beim Musizieren im Bereich Rhythmus häufig beeinträchtigt sind, sie an den Bereich Melodie nur bedingt herangeführt werden können und der Bereich Harmonie nur angebahnt werden kann. Die Auswahl der Instrumente ist deshalb von besonderer Bedeutung. Die Schüler müssen auf der jeweiligen Entwicklungsstufe angemessen angesprochen werden. Instrumente haben einen eigenen methodisch-didaktischen Ort. Sie können als Rhythmusinstrumente, Melodieinstrumente und als Harmonieinstrumente eingesetzt werden. Instrumentalspiel fördert und erweitert Hörerziehung.

 

5. Hören, untersuchen und notieren

Bei hörgeschädigten Schülern soll eine gründliche und ausdauernde Beschäftigung mit vielfältigem Klangmaterial erfolgen, um Klangerfahrungen auf- und auszubauen. Diese werden durch einen erprobenden Umgang mit Instrumenten gefestigt und führen zur Klanggestaltung. Es gilt, Ausgewogenheit von Eindruck und Ausdruck als ein wesentliches Element der Rhythmik zu schaffen. Graphische Notation hält Gestaltungsversuche fest und ermöglicht deren Wiederholung. Die Kenntnis der Notenschrift wird beim Erlernen eines Instruments vertieft.

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